Frank Stößel

Frank Stößel, Leiter der Kulturabteilung der Deutschen Botschaft Skopje: Der radfahrende Diplomat

Frank Stößel, Jahrgang 1966, studierte Finanz- und Steuerrecht und ist seit den frühen 1990er Jahren für das Auswärtige Amt tätig. Heute lebt und arbeitet er in der namibischen Hauptstadt Windhoek. Frühere beruflichen Stationen umfassen Mauretanien, Trinidad und Tobago, Kasachstan, Südafrika und natürlich das heutige Nordmazedonien, wo er von 2009 bis 2013 bei der Deutschen Botschaft Skopje beschäftigt war – zunächst als Kultursachbearbeiter, nach zwei Jahren als Leiter der Kulturabteilung. Vor allem sein Dienstantritt ist vielen Menschen vor Ort noch in guter Erinnerung, denn Frank Stößel ist die 2.500 Kilometer von Berlin nach Skopje mit dem Rad gefahren.

„Im Jahr 2008 hatte ich bereits eine längere Radtour nach Odessa gemacht, insofern war ich darin schon geübt. Durch so eine Reise hat man die Möglichkeit, das Land gut kennenzulernen, da man sich sehr langsam fortbewegt. Man bekommt auch ein viel besseres Gefühl für die Entfernung. Während der Fahrt nach Skopje, für die ich 3 ½ Wochen benötigt habe, wusste ich meist gar nicht, wo ich am Abend übernachten würde. Von der Kondition her ging das alles gut. Ich habe mir auch bewusst Strecken am Fluss ausgesucht, da man dort weniger Steigung hat, zudem sind diese Abschnitte meist recht geschichtsträchtig. Besonders schön war das Eiserne Tor, der Donaudurchbruch, da gibt es mehrere hundert Meter hohe Steilwände. Das war landschaftlich sicher der interessanteste Abschnitt.“

Die Ankunft in Skopje verlief einigermaßen spektakulär, da die Botschaft vorab das Fernsehen und weitere Medien informiert hatte. Und so wartete bereits ein Fernseh-Team auf Frank Stößel, als er die Botschaft mit dem Rad erreichte. Er wurde direkt vor Ort interviewt und landete noch am selben Abend in den Nachrichten. Ein wirklich schöner Empfang, wie er sagt. Vor allem habe ihm die Berichterstattung und das Medieninteresse viele Türen geöffnet. Zahlreiche Menschen in Skopje – darunter auch Kolleginnen und Kollegen anderer Botschaften – hatten so bereits von ihm gehört und wussten gleich, dass er der radfahrende Diplomat war. Seine Zeit in Skopje beschreibt er als eine der schönsten seiner Laufbahn, da er hier so viele interessante Projekte verwirklichen konnte.

„Gleich als ich angekommen bin, gab es die sogenannten Deutschlandwochen. Durch eine Kollegin erhielt ich die Möglichkeit, in diesem Rahmen fürs Fernsehen zu kochen. Ein Jahr später haben wir das wieder aufgegriffen und ein deutsch-mazedonisches Kochbuch herausgegeben. In der Botschaft haben wir einen sehr weiten Kulturbegriff, da gehört Kulinarik, vor allem aber auch Sportförderung dazu. Und so haben wir zahlreiche Sportereignisse übertragen – die Fußball EM und WM und zahlreiche Handballspiele –, die wurden immer sehr gut besucht. Am Ende meiner Zeit in Mazedonien habe ich sogar ein internationales Fahrradrennen um den Ohridsee organisiert. Und auch durch ein deutsches Film-Festival, das wir vom Goethe Institut übernommen und ausgebaut haben, konnten wir sehr viele Menschen erreichen. Beim Film Der Albaner von Johannes Naber waren knapp 600 Leute im Kino.“

Besonders gern blickt Stößel auf die Zusammenarbeit mit den mazedonischen Partnern zurück. Da man vor Ort nicht mit langen Vorlaufzeiten arbeite, habe man einige Projekte ganz schnell und spontan verwirklichen können. Die Botschaft habe sich bei zahlreichen Kulturveranstaltungen eingeklinkt und diese unterstützt, mitunter auch in Kooperation mit den Partnerstädten Nürnberg und Dresden.

Hilfreich waren die deutschen Partnerstädte Skopjes auch beim jährlichen Weihnachtsmarkt der Botschaft. Aus Dresden erhielt man Christstollen, aus Nürnberg Glühwein und Bier. Durch die Busfirma, die den Weihnachtsmarkt mit typisch deutschen Produkten ausstatte, freundete sich Stößel zudem mit einem deutsch-mazedonischen Ehepaar an, das er liebevoll als „Ersatzgroßeltern“ bezeichnet. Sie besuchen ihn und seine Ehefrau noch immer regelmäßig, so dass die Verbindung zum Land bis heute besteht und er und seine Familie weiterhin in den Genuss der mazedonischen Küche kommen.