Prof. PD Dr.med. MHBA Kneginja Richter

Kneginja Richter, Ärztin: „Ich bin eine Netzwerkerin“

Kneginja Richter, geboren im mazedonischen Štip, studierte Medizin in Skopje und arbeitete im Anschluss drei Jahre ehrenamtlich an der Neuropsychiatrie der dortigen Uniklinik. Durch ein DAAD-Stipendium verbrachte sie ein Jahr als Gastärztin am Klinikum für Neurologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Nach ihrer Promotion arbeitete sie an verschiedenen Kliniken und war 20 Jahre lang Oberärztin am Klinikum Nürnberg, Paracelsus Medizinische Privatuniversität. Sie wurde ebendort habilitiert.

Seit 2022 ist Kneginja Richter Chefärztin im Bereich Psychosomatik und Schlafmedizin an der CuraMed Tagesklinik Nürnberg und hat darüber hinaus seit 2011 eine Medizin-Professur an der Technischen Hochschule Nürnberg inne. Parallel zu ihrer Arbeit als Ärztin und Professorin engagiert sie sich seit vielen Jahren im Rahmen der Städtepartnerschaft Nürnberg-Skopje. Dieser ist es auch zu verdanken, dass sie Nürnberg für sich entdeckt und hier ihren Lebensmittelpunkt gefunden hat.

„Dass Deutschland schon früh eine Bedeutung für mich hatte, lag an meinem Vater. Er war acht Jahre lang Arzt in Mönchengladbach, im Bereich der Tuberkulose und Lungenfachkunde. Mit meiner Familie habe ich ihn dort regelmäßig besucht. So kam es, dass es für mich immer eine Idealvorstellung war, als Ärztin in Deutschland tätig zu sein. Nürnberg habe ich dann erst später durch meinen damaligen Freund kennengelernt. Er war Künstler und hat hier im Rahmen der Städtepartnerschaft mehrfach seine Werke ausgestellt. Ich habe ihn auf seinen Reisen begleitet und auf diese Weise Bekanntschaft mit Menschen vor Ort gemacht, z. B. mit Werner Trini, dem Gründer der Städtepartnerschaft, Joachim Bleistein, der den Kunstaustausch organisierte, sowie mit Dr. Gerhard Krüger, dem heutigen Honorarkonsul Nordmazedoniens. Dass ich in Nürnberg gelandet bin, war also gar kein Zufall. Ich habe mich gezielt beworben, weil ich schon einige gute Kontakte in der Stadt hatte. Sie haben mir dann auch sehr geholfen, nachdem ich das Stipendium erhalten hatte. Ich war ja anfangs völlig alleine.“

Die Städtepartnerschaft zwischen Nürnberg und Skopje ist für Kneginja Richter auch heute noch von großer Bedeutung. Im Jahr 2003 brachte die Weltgesundheitsorganisation ein Projekt auf den Weg, dessen Ziel es war, die damals katastrophale Versorgung von schwer psychisch kranken Menschen in Nordmazedonien zu verbessern. Dafür wandte sich die WHO an die Partnerstädte Skopjes. Als Kneginja Richter von ihrem damaligen Chefarzt Prof. Günther Niklewski gefragt wurde, ob sie Interesse hätte, an diesem Projekt mitzuarbeiten, sagte sie sofort zu. Ihr war es wichtig, die Beziehungen zu ihrer Heimat wiederaufzunehmen und etwas beitragen zu können. Seit diesem Zeitpunkt ist sie WHO Consultant für Nordmazedonien.

„Ich bin eine Netzwerkerin und arbeite extensiv mit anderen Menschen zusammen. Durch das besagte Projekt haben wir es geschafft, in Nordmazedonien drei Tageszentren für psychisch kranke Menschen zu gründen. Zuvor waren psychisch kranke Menschen hier mitunter 10 bis 20 Jahre lang in Kliniken untergebracht. Es fehlte schlichtweg an Tageszentren, die eine Wiedereingliederung ins Leben ermöglichen. Im Rahmen des Projekts – eine Kooperation mit der Uniklinik für Psychiatrie in Skopje – kamen etwa 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Bereich der psychischen Gesundheit nach Nürnberg, um Schulungen zu absolvieren und Praxiserfahrungen zu sammeln. Auf diese Weise haben sie gelernt, wie man solche ambulanten Zentren aufbaut, um dann in einem weiteren Schritt zu überlegen, wie man das in Nordmazedonien umsetzen könnte.“

Nach Abschluss des WHO Projekts hat sich Kneginja Richter in vielen weiteren Belangen engagiert. Meist geht es in den von ihr initiierten Projekten darum, die Lebensqualität psychisch kranker Menschen, aber auch die Universitätslehre in Nordmazedonien zu verbessern. So gründete sie im Jahr 2006 den Verein Nürnberg-Skopje und sammelte Spenden, um in Skopje zwei Firmen aufzubauen, in denen psychisch kranke Menschen arbeiten können. Auf diese Weise entstanden ein Frisörsalon und eine Reinigungsfirma, in der die Kranken zum ersten Mal die Chance erhielten, tätig zu sein und Geld zu verdienen. Mit weiteren Spenden wurde ein Frauenhaus für die Opfer von Gewalt finanziert. Weiter hat sie an einem großen DAAD-Projekt mit Prof. Gertraud Müller und dem Institut für soziale Arbeit Mutter Teresa mitgearbeitet. Als letzten Schwerpunkt nennt Kneginja Richter die Kunstförderung. Ihr Verein organisiert immer wieder Kunstausstellungen, auf denen die Werke psychisch kranker Menschen ausgestellt und verkauft werden.

„Parallel zu diesen Projekten bin ich auch Professorin im Bereich der Schlafmedizin an der Medizinischen Fakultät der Goce-Delčev-Universität in Štip und Weiterbildnerin im psychiatrischen Schlaflabor der Uniklinik in Skopje. Viele meiner wissenschaftlichen Publikationen entstanden in Zusammenarbeit mit meinen mazedonischen Kolleginnen und Kollegen. Einige davon habe ich auch dabei unterstützt, für eine Zeit am Klinikum Nürnberg zu hospitieren. Es herrscht wirklich ein reger und vitaler Austausch!“