Thomas Diekhaus, ehem. Leiter des Verbindungsbüros des Goethe-Instituts in Skopje: Netzwerke aufbauen – unabhängig von der politischen Situation
Thomas Diekhaus studierte Germanistik, Geschichte und Publizistik, absolvierte im Anschluss ein Referendariat zum Gymnasiallehrer und arbeitete ab 1990 für das Goethe Institut. Nach einer kurzen Station in Moskau ging er 1999 nach Belgrad, wo er fünf Jahre lang neben Serbien und Montenegro auch für die Spracharbeit in der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien zuständig war. Nach drei Jahren im lettischen Riga übernahm er 2007 die Leitung des neu eröffneten Verbindungsbüros in Skopje, wo er etwa acht Jahre lang verblieb und die Gründung eines Vollinstituts vorbereitete, das seit 2015 existiert. Danach verbrachte er ein Jahr in Sofia und kehrte im Anschluss nach Deutschland zurück. Seit 2021 lebt Thomas Diekhaus im Ruhestand.
„Ich hatte schon früh den Wunsch, nach Südosteuropa zu gehen. In den 70er und 80er Jahren bin ich oft nach Jugoslawien gereist und hatte einige Freunde in der Region. Mitte der 80er lernte ich zudem Serbokroatisch im Rahmen eines Zusatzstudiums, der sogenannten Ausländerpädagogik. Insofern lag es nahe, mich in diese Richtung zu orientieren. Meine Zeit in Belgrad wurde dann im Grunde die prägendste in meinem Berufsleben. Diese Jahre waren mit Krieg und Evakuierung und einem Abbruch der diplomatischen Beziehungen verbunden. Eine große Herausforderung. Auf der anderen Seite bin ich dadurch viel enger an das Land und die Menschen herangerückt.“
Als Sprachabteilungsleiter in Belgrad war Thomas Diekhaus regelmäßig in Montenegro und der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien, da es hier zunächst noch keine Strukturen des Goethe Instituts gab. Bei den Koordinierungssitzungen, die von den Botschaften vor Ort durchgeführt wurden, ging es vor allem um die Zusammenarbeit mit Ministerien und die Lehrerfortbildung. Später entschied sich das Auswärtige Amt dafür, die Präsenz des Goethe Instituts auf dem Balkan zu stärken und wählte hierfür den Standort Skopje. Thomas Diekhaus hat es sehr gereizt, dorthin zu gehen, bei null anzufangen und etwas aufzubauen, wie er sagt.
„Am Anfang hatte ich nicht einmal Personal und war praktisch Einzelkämpfer. Aber natürlich habe ich dann nach und nach Leute dazu geholt, zunächst projektgebunden auf Honorarbasis. Am Ende waren wir dann ein fester Kern von drei Personen, hinzu kamen Projektmitarbeitende. Obwohl wir so ein kleines Team waren, haben wir sehr viel geschafft in dieser Zeit. Das kann ich im Nachhinein kaum glauben. Wir konnten auch deshalb so viele Dinge finanzieren und ermöglichen, weil wir sehr geringe Strukturkosten hatten. Bei unseren Projekten haben wir uns nicht nur auf Mazedonien beschränkt. Wir gründeten beispielsweise zusammen mit Musikern aus acht Ländern ein Jazzorchester, das durch die ganze Region und Deutschland getourt ist. Auch bei unseren Fortbildungsprojekten für Sprachlehrerinnen und -lehrer arbeiteten wir immer mit anderen Ländern zusammen. So kam es zu einer intensiven Zusammenarbeit mit Bulgarien, Albanien oder Griechenland. Viele persönliche Freundschaften, die über das Berufliche hinausgingen, sind daraus entstanden. Es war immer ein Ziel unserer Arbeit, diese Kontakte und Verbindungen zu schaffen und Netzwerke unabhängig von der politischen Situation aufzubauen.“
Die Entscheidung für ein Vollinstitut in Skopje fiel erst, als Thomas Diekhaus im Grunde schon auf dem Absprung war. Er war schon viel länger vor Ort, als dies für einen Goethe Mitarbeiter üblich war, begab sich aber noch auf die Suche nach einer geeigneten Liegenschaft für das Institut und verpflichtete Lehrkräfte und Sachbearbeiter, da er die Menschen in der Region gut kannte. Da das Verbindungsbüro über keinen eigenen Sprachkursbetrieb verfügte, hatte man zuvor mit Partnern gearbeitet, die die Prüfungen abnahmen. Als das neue Institut dann Ende 2015 eröffnet wurde, war Thomas Diekhaus schon nicht mehr in Skopje. Er hat jedoch durch seine Familie in Nordmazedonien nach wie vor enge Verbindungen zum Land: Während seiner Zeit am Goethe Institut lernte er hier seine heutige Ehefrau kennen.